Mittelalter
19.–22. Juni 2014 in Rothenburg
Drei sehr schöne Berichte sind zum Bundestreffen entstanden. Die um viele Bilder erweiterte Version dieses Berichts findet sich im internen Teil der Webseite.
- Bernhart Jähnig Vorträge und Referenten
- Thomas Knoll-Biermann Der Bunte Abend
- Ilka Pöschl Mittendrin statt nur dabei - unsere CAV-Kinder
Vorträge und Referenten
von Bernhart Jähnig
Es ist in diesem Jahr zum ersten Mal die Thematik eines Bundestreffen einer rein historischen Fragestellung gewidmet worden. Das hat bei den Mitgliedern offenbar großen Anklang gefunden, sodaß das Treffen besonders gut besucht war, obwohl aus den bekannten Gründen keine studentischen Besucher gekommen waren. Es ging darum, ein vergangenes Zeitalter, nämlich das 'Mittelalter', in seiner Andersartigkeit und dennoch in seiner Bedeutung für die Gegenwart nahe zu bringen. Für dieses auf das Mittelalter bezogene Vorhaben wäre kein Ort günstiger gewesen als das uns durch wiederholte Treffen in früheren Jahren vertraute Rothenburg ob der Tauber. Während das Wildbad selbst, unsere geliebte Tagungsstätte, durch seinen historisierenden Baustil ein Beispiel für Mittelalterrezeption im späten 19. Jahrhundert ist, ging es nun darum, durch Besuch der oberhalb des Wildbads und des Flusses Tauber gelegenen Stadt in das Mittelalter gewissermaßen einzutreten. Als Führer konnte uns niemand besser dienen als Prof. Dr. Karl Borchardt, der sich durch zahlreiche Veröffentlichungen zum mittelalterlichen Rothenburg und als zeitweiliger Archivar dieser Stadt als Sachkenner hinreichend bekannt ist.
Der Eintritt in die Stadt wurde ganz wörtlich vorgenommen, indem der Referent mit den Tagungsteilnehmern - außer einigen Gehbehinderten - vom Wildbad durch die Stadt zum Reichstadtmuseum gezogen ist, wo sein Eröffnungsvortrag stattfand. Diesen Weg nutzte er, um auf zahlreiche Dinge hinzuweisen, die dann durch seinen anschließenden Vortrag in einen größeren Zusammenhang gestellt werden sollten. Festzuhalten ist, daß die bürgerlichen Bauten auch im 'mittelalterlichen' Rothenburg einerseits weitgehend in der frühen Neuzeit errichtet worden sind, daß andererseits diese auf den wirklich mittelalterlichen Grundlagen stehen und damit der Stadt das bekannte mittelalterliche Aussehen verleihen. Nach den frühmittelalterlichen Römer- und Bischofsstädten gehörte Rothenburg zur Welle der hochmittelalerlichen Stadtgründungen, für die die verschiedensten Herren als Stadtgründer verantwortlichn waren. Wir lernten Rothenburg als staufische Gründung kennen. Nach der politischen Entwicklung wurden wir mit der innerstädtischen und wirtschaftlichen Entwicklung bekannt gemacht. Das für den Vortrag ausgewählte Museum bot dafür in seinen Beständen reiches Anschauungsmaterial, zu deren Betrachtung einige Zeit zur Verfügung stand.
Der Referent selbst und wir haben es sehr bedauert, daß er wegen eines unaufschiebbaren privaten Termins sich nicht am weiteren Verlauf unserer Tagung beteiligen konnte. Es sprach dann zu uns Privatdozent Dr. Stefan Petersen aus Würzburg, um uns einen wesentlichen Bereich der mittelalterlichen kirchlichen Entwicklung der Landschaft Franken vorzustellen, innerhalb der Rothenburg eine bedeutende Stellung eingenommen hat. Für das Mittelalter sind die Kirche und innerhalb dieser Mönche und Kanoniker, letzteres sind nach einer Regel lebende Priestergemeinschaften, von überragender Bedeutung. Das Thema war daher nicht zu umgehen. Klöster und Kanonikerstifte waren in Franken besonders zahlreich. Aus dem 12. Jahrhundert wurden insbesondere Zisterzienser und Prämonstratenser, aus dem 13. Jahrhundert die Bettelmönchsorden (Dominikaner und Franziskaner) vorgestellt.
Eine mittelalterliche Besonderheit, die in Franken stark vertreten war, sind die geistlichen Ritterorden, nämlich die Johanniter und der Deutsche Orden. Über deren Entwicklung, vor allem in der Landschaft sprach die Leiterin des Deutschordensmuseums Bad Mergentheim, Maike Trentin-Meyer. Das Wesen dieser aus geistlichen und weltlichen Elementen bestehenden Brüderschaften wurden zunächst von ihren Anfängen her beleuchtet, ehe ihre Entwicklung in Franken eingehender behandelt wurde. Zu allen Vorträgen gab es lebhafte Diskussionen, wobei besonders das Gespräch der beiden letzten Referenten, unterstützt vom Moderator, mit zahlreichen unserer Tagungsteilnehmer für alle sehr erfreulich und lehrreich war. Wichtige Momente mittelalterlichen Lebens sind in den Vorträgen nicht nur angesprochen worden, sondern dürften deutlich gemacht haben, daß es manche Verbindungslinien zur Gegenwart gibt. Am 'bunten Abend' wurde auch auf unterhaltsame Weise versucht, davon einiges zu vermitteln.
Der bunte Abend
von Thomas Knoll-Biermann
Es war soweit. Die Vorträge waren überstanden, ein Spaziergang abgeleistet, jetzt konnte der gemütliche Teil des Bundestreffens beginnen. Die Sonne strahlte. Allgemeine Entspannung. Doch halt – da war noch was. Ja. Jacobs Ankündigung, man möge doch bitte an eine (mittelalterliche) Kopfbedeckung denken, hatte bei mir schon vor der Anreise Stirnrunzeln ausgelöst. Das schlechte Gewissen ob des Mangels einer vorzeigbaren Kopfbedeckung hatte sich noch verdichtet, nachdem der gut ausgeheckte Plan einer Beschaffung in Rothenburg (die machen doch auf Mittelalter) selbst am Budget scheiterte. Kurzum, da war nur diese Sommermütze übrig. Egal. Hinein ins Vergnügen.
Draußen vor der Türe sammelten sich schon allerlei fremde hohe und niedere Leut‘. Aufgebrezelt, bunt gewandet und behütet standen da zahlreiche Leute verschiedenen Alters. Aber beim genaueren Hinsehen waren es doch bekannte Leute, die von den Vorträgen. Das konnte man ohne Brille doch nun wirklich nicht erkennen!
Für die Teilnehmer hieß es dann, ein Gruppenbild auf der Freitreppe zu ermöglichen. Bei strahlendem Sonnenschein an diesem längsten Tag des Jahres ergaben sich Impressionen, die ein harmonisches Miteinander von Jung und Alt ins beste Licht rückten. Und doch – schon kurz danach kamen Dementis von angeblich Abgelichteten, gar nicht vor Ort gewesen zu sein. Ob Dementis von Demenz kommen? Man weiß es nicht. Möge der Leser entscheiden.
Der Aufzug marschierte in das Große Haus ein. Das Haus hatte sich was einfallen lassen. Der lange Flur vor dem Festsaal war gespickt von erlesenen Speisen, die einen Hauch von Bio, Kräutern, Orient und Mittelalter verbreiteten. Die tobende Menge wollte schon ihren Hungergefühlen nachgeben, als die Seminarleitung zur Ordnung rief. Leider gelang es nicht, die Bratenspieße, gebackenen Wachteln, orientalischen Salate, Steinofenbrote, Käsepasteten, Honigkuchen und Süßspeisen auch nur ansatzweise abzulichten. Denn auch die Fotografen wollten lieber was im Bauch als im Kasten haben und der Mundraub war im Mittelalter weit verbreitet. Dazu gab es Wein. Köstlichen Wein. Und Trauben. Und edle Wässerchen. Und auch diesen schwarzen Indianertrank aus der Neuen Welt mit Blubberblasen. Gut – früher war sowieso alles besser und da reichen manchmal zwei Monate schon aus.
Das eigentliche Programm des bunten Abends bestand aus zahlreichen Beiträgen kleiner und gestandener, geborener und gekorener Künstler und Künstlerinnen. Die mit Wort und Witz, Gesang und Klang, viel Streben und Bewegen zu beeindrucken wussten. Ich erinnere da nur an Susanne, die es schaffte, der CAV den Mittelalter-Beat zu vermitteln und die Leut‘ zu höfischen Tänzen zu bewegen. Oder an Derk, der es wieder einmal schaffte, aus einem heterogenen Haufen ein wohlklingendes Chorensemble zu gestalten, ohne die Vielstimmigkeit aufzugeben. Einer der Titel dieses Ensembles soll es auf eine verwackelte Videoaufnahme geschafft haben, auf die bei Kauf der Vollversion dieses Berichts eine Erwerbsoption eingeräumt werden kann ...
Aber vor allem ist Jacobs Einsatz hervorzuheben, der den Überblick behielt und jedem Interpreten und jeder Künstlerin ein Zeitfenster zuwies und so ein bühnenreifes Programm schuf. Und dann war da noch was. Wir hatten ja Fußball-WM und Deutschland war damals noch nicht ausgeschieden. Gut, im Rückblick – vier Wochen später – war Deutschland immer noch nicht ausgeschieden und das Turnier vorbei. Und das Brasilien-Spiel war sicher schockierender als das hier. Aber wir hatten ja nur ein Spiel während des Bundestreffens, und das war genau während des bunten Abends. So konnte ein Teil der Teilnehmer die zweite Halbzeit verfolgen. Von den Fußballbegeisterten war wenig später Raunen, Murren, Jubeln und Stöhnen zu vernehmen. Und ein lautes Knallen und Krachen.
Ähm, Moment. Nein, das kam aus der anderen Richtung, von draußen. Vor dem Haus ging ein prachtvolles Feuerwerk los, mitten über den dunklen und von keiner Lampe angestrahlten Bergen oder Hügeln. Die schon im Grenzland zu Württemberg lagen. Genau am Bunten Abend hatte sich ein Brautpaar angeschickt, vor dem Haus den erfolgreichen Vertragsschluss zu feiern. Das Feuerwerk gehörte dazu. Es lief eine Viertelstunde und zauberte Bilder an den Himmel, die denen vom Brandenburger Tor zu Silvester kaum nachstanden. Immer mehr Schaulustige wurden auf den wackeligen Balkon vor dem Festsaal gelockt, der den etwas verwaschenen Warnhinweis „maximal 13 Personen“ trug. Um die Risiken zu senken, stellte sich einfach jemand davor. So entging den Zuschauern des Spektakels zwar das Fußballspiel. Doch dort passierte ja auch nichts mehr. Die anderen haben gespielt und Deutschland gewonnen.
Beseelt von diesen Erlebnissen fand sich die CAV später wieder zum Ausklang des Abends auf der Tanzfläche ein. Die DJs Kai und Janina hatten aufgelegt und waren doch bereit, Amateur-DJs an die Technik zu lassen.
Mittendrin statt nur dabei – unsere CAV Kinder
von Ilka Pöschl
Wer in den letzten Ausgaben des Dialogs aufmerksam die neue Rubrik „Paul ist da“ gelesen hat, weiß: Eine neue Generation in der CAV wächst heran.
Auf unserem Bundestreffen in Rothenburg war ein Teil dieses christlich-akademischen Nachwuchses anwesend, trug außerhalb der offiziellen Vorträge viel zur Unterhaltung bei und konnte darüber hinaus einiges lernen:
Zum Beispiel über die rote Burg und ihre vielen Räumlichkeiten oder über Strömung und Enten der Tauber. So haben auch die ganz Kleinen erfahren, dass sich dieses interessante „Urlaubsziel“ Rothenburg ob der Tauber nannte. Zurück in der Heimat hieß es dann: „Papa, ich will wieder nach Rothenburg“, „wann fahren wir wieder nach Rothenburg?“ Doch was war nun das Besondere an diesem Ort, an den man sich so zurücksehnt, dass alle Freunde in der heimischen Kita warten können?
War das Besondere eine Atmosphäre des Angenommenseins in einer Gemeinschaft die, obwohl sie im Hinblick auf ihre einzelnen Mitglieder so heterogen ist, dennoch ein Zusammengehörigkeitsgefühl ausstrahlt, so dass unsere Kleinen gleich mit ganzer Herzlichkeit aufgenommen wurden? Dies ist keine Selbstverständlichkeit und hat uns Eltern bei der Teilnahme am Bundestreffen sehr geholfen.
Oder war es dieser ganz kleine faszinierende Raum, der wie bei Ali Baba und die 40 Räuber seine Türen auf Knopfdruck öffnete und einen einließ? Dieser mini-kleine Raum ohne Möbel konnte auf Knopfdruck hoch und runter fahren und so kam man zu den verschiedensten Orten. Der Fahrstuhl hatte es allen Kindern angetan und der eine oder andere durfte sogar schon mal ganz alleine fahren. Zu besonderen Gelegenheiten ging es mit dem Fahrstuhl nach ganz oben zum höchsten Raum der Burg, der Kapelle. Hier strahlte das Licht von allen Seiten nicht nur in den Raum sondern auch in unsere Herzen hinein; wir stimmten frohe Lieder zu Gottes Lob an und wurden gesegnet. Unsere Kinder erfreuten sich an dieser besonderen Atmosphäre der gelebten Gemeinschaft sehr, verbrachten aber auch viele heitere Stunden nur unter sich mit ihren beiden fürsorglichen Betreuerinnen, erkundeten das Spielzimmer oder tobten auf der großen Wiese, die sich am Fuße der Burg befand.
Am schönsten war es jedoch direkt am Fluss, der Tauber, zu sein. Die Kinder bestaunten wie das Wasser in ständiger Bewegung war, rauschte, sich in verschiedene Ströme teilte und Treibholz mitbrachte. Dies war ebenso faszinierend wie die Gefahr, die von diesem Fluss ausging. „Man darf sich nicht vorne überbeugen, sonst fällt man ins Wasser und dann nimmt einen die Strömung mit, ganz schnell fort.“ Das hatte Lars (3) schon am ersten Tag gelernt und konnte am zweiten Tag sogar erklären, was es mit der Strömung auf sich hat: Dass man die Strömung nicht sehen kann, „weil das Wasser oben ganz ruhig aussieht, aber unten ganz schnell fließt.“
Den Enten machte dies jedoch nichts aus, insbesondere dann nicht, wenn es darum ging den einen oder anderen Brotkrumen aufzuschnappen. Was für ein Spaß für unseren einjährigen David, fast so lustig wie das gemeinsame Rosenblätterabzupfen mit Justus (11 Monate) im Hofgarten des Reichsstadtmuseums oder das Riesenseifenblasenmachen auf dem Stadtrundgang durch Rothenburg, das auch unsere größeren Kinder (Justin und Jerik) begeisterte.
Alles in allem verwundert es überhaupt nicht warum es hinterher heißt: „Papa, ich will wieder nach Rothenburg!“ Und es dauert nicht mehr lange, dann kann der Papa antworten: „Bald geht es an den Seddiner See zum nächsten BT, das wird bestimmt auch wieder ganz toll!“
*Ebenfalls nahmen Teil: Vitus (2,5) und Hans (2,3)
Fotos von Kai Hübner, Thomas Knoll-Biermann, Ilka Pöschl und Nils Wiegert.