Aus einer illustrierten Weltgeschichte, in der ich als Kind viel gelesen habe, sind mir zwei Bilder besonders hängengeblieben. Das erste: Jan Hus wird 1415 in Konstanz verbrannt. Das zweite: Ein Kaiser bittet im Jahr 1077 um Vergebung, indem er vor der Stadtmauer von Canossa kniet.

Diese weltgeschichtlichen Episoden zeigen vor allen Dingen eins: Weltliche Gesetze galten nur bedingt, wenn sie mit den Erfordernissen des ewigen Heils konfrontiert waren. Die Konflikte zwischen Glauben und politischem Zusammenleben mögen sich verschoben haben, aber auch heute noch können sie aufflammen: Was tut man, wenn Forderungen des Glaubens und Forderungen der Politik sich gegenüberstehen?

Im 20. Jahrhundert hat die Frage nach Glaube und Gesellschaft eine weitere Dimension angenommen. Wohin bewegen sich früher eindeutig orientierte Gesellschaften, in der Glauben nun keine zentrale Rolle mehr spielt? Gewinnt man, verliert man? Und wie verhält man sich als Gläubiger in dieser komplexen, pluralistischen Gesellschaft?

Es bietet sich wohl kaum ein besserer Zeitpunkt, sich diesen Themen zu nähern, als das Reformationsjahr. Und was würde sich als Ort besser anbieten als ein Kernland der Reformation, Thüringen? Wir beginnen unser Programm im Saal der Herrnhuter Brüdergemeine, die Neudietendorf entscheidend geprägt hat und werden von Pfarrer Christian Theile mit dem Ort und seiner Geschichte vertraut gemacht.

Am Folgetag geht es um das Zusammenspiel von Kirche, Staat und den Menschen. Dr. Horst Gorski ordnet die heutige Position der evangelisch-lutherischen Kirche in Deutschland (EKD) historisch, rechtlich und theologisch ein. Dr. Hagen Findeis lässt uns einen Blick in die Geschichte werfen. Am Beispiel von Bischof Ingo Braecklein wird die Rolle der Kirche in der DDR, aber auch das Dasein des Einzelnen zwischen Staat und Kirche greifbar. Am Abend wird uns Hagen Findeis, der in Leipzig an der Wende mitwirkte, diese Ereignisse und seine persönlichen Erfahrungen in Filmausschnitten und im Gespräch vermitteln. Am Folgetag geht es nach Erfurt, wo wir auf Luthers Spuren wandeln. Martin Luther studierte dort, bis er 1505 ins Augustinerkloster eintrat. Zunächst erhalten wir eine exklusive Führung durch die Bibliothek dieses Klosters, dann erkunden wir die Straßen von Erfurts Altstadt, um dort schließlich zum wohlverdienten Mittagessen niederzusinken.

Am Nachmittag findet die 62. Beschlussfassende Versammlung statt. Dabei wird der gesamte Vorstand neu gewählt, der die CAV in den nächsten drei Jahren führen soll. Die Aufgaben sind herausfordernd, aber lohnend. Am Abend steht unser bunter Abend an mit schmackhaftem Buffet, reichhaltigen Tischreden, kultivierten sowie unkultivierten Beiträgen und jeder Menge Spaß und Tanz.

Das Programm schließt, wo es begann. Im Saal der Brüdergemeine Neudietendorf feiern wir mit Pfarrer Güntzel Schmidt und der dortigen Gemeinde Gottesdienst.

Herzlich laden ein, für die CAV:

Holm Sieber, Jacob Langeloh, Thomas Knoll-Biermann

Modern aber historisch, ländlich aber doch zentral. Mit diesen Gegensätzen lässt sich der Tagungsort am besten beschreiben. Das Zinzendorfhaus ist ein christliches, modernes Tagungszentrum, das in alterwürdigen genauso wie in modernen Mauern seine Gäste empfängt. In einer Umgebung, die ruhig und doch in der Nähe der Landeshauptstadt liegt, arbeiten und leben die Mitarbeiter nach ökologischen Werten mit einem familien- und behindertenfreundlichen Ambiente.

Das Evangelische Zentrum Zinzendorfhaus Neudietendorf hat das Ziel, auf der Grundlage des Evangeliums Kirche zu bauen und erfahrbar zu machen. Seine Aufgabe ist, im Dialog mit kirchlichen und außerkirchlichen Gesprächspartner/innen evangelisches Leben zu ermöglichen und zu stärken. Das Evangelische Zentrum Zinzendorfhaus Neudietendorf ist "Denkwerkstatt” für die Zukunft der Kirche und macht christliche Lebensformen im säkularen Raum sichtbar. Es steht in der Tradition der Ökumenischen Versammlung. Deren Leitbegriffe Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sind Orientierung für die Arbeit des Evangelischen Zentrum Zinzendorfhaus Neudietendorf.

Anschrift

Tagungs- und Begegnungsstätte Zinzendorfhaus
Zinzendorfplatz 3
99192 Neudietendorf
Telefon: 036202/ 98333; E-Mail: information(at)zinzendorfhaus(dot)de

Mit dem Auto

• Von der A 4: Abfahrt Neudietendorf / Arnstadt nehmen, Richtung Neudietendorf fahren, Hinweisschildern „Zinzendorfhaus“ und „Evangelische Akademie“ folgen bis zur Ampelkreuzung. Dort halblinks abbiegen, am Bahnhof vorbei wieder links. Am Ende der Bahnhofstraße links. Hinter dem Zinzendorfplatz rechts finden Sie die Einfahrt zum Parkplatz.
• B 7 von Gotha oder Erfurt: Unter der Bahn hindurch, an der Kreuzung bald danach rechts abbiegen, am Bahnhof links vorbei, bis zum Ende der Bahnhofstraße, dann wieder links.

Mit der Bahn

• Neudietendorf ist die zweite Nahverkehrsstation westlich von Erfurt mit täglich siebzig Zügen von und nach Erfurt.
• Vom Bahnhof sind es zu Fuß 2 Minuten bis zum Zinzendorfhaus: Aus dem Bahnhof kommend rechts die Bahnhofstraße auf den Kirchsaal der Herrnhuter Gemeine zu. Davor links abbiegen. Nach zwanzig Metern stehen Sie auf dem Zinzendorfplatz.